Die Bilder und Objekte in der Toilette des ELYSIA sind nicht einfach nur Darstellungen, sie erzählen von unvergesslichen Momenten, erkenntnisreichen Tagen und berührenden Geschenken.

Die Geschichten dahinter helfen nicht nur über mögliche Irritationen hinweg, sondern regen zum Nachdenken über eigene Positionen und Erfahrungen an...

Mit zwei Geschichten möchte ich - Angelika - beginnen, weitere werden folgen....

Im Doula-Training haben wir gerade über den weiblichen Zyklus und Menstruationsmythen gesprochen. In der Pause erzählt  eine Teilnehmerin von einer der peinlichsten Erfahrungen mit Menstruation: In einem indischen Ashram leitet sie ein zölebatär lebender Lehrer bei einer Yogaübung im Kopfstand an. Als sie sich wieder aufrichten möchte, lockert sich ihr Menscup (ein kleines Silikonhütchen am Muttermund, in dem sich das Menstruationsblut sammelt) und  das Blut läuft über ihre weißen Yogahose die Beine hinab. Jede der Zuhörenden kann nachvollziehen, wie geschockt der arme Mann reagierte und wie peinlich es der jungen Frau gewesen sein muss...Die Geschichte ist jedenfalls der "Eisbrecher" und fast jede der Anwesenden kann  sich an konkrete Situationen voll Scham und Peinlichkeitsgefühlen erinnern,  in denen Menstruation "offen-sichtlich" wurde. Es tut gut, in dieser Kaffeepause mit ganz besonderen Frauen darüber herzhaft zu lachen.

Schon irgendwie komisch, dass wir uns kollektiv so gruseln vor solchen Situationen...natürlich wäre auch jede andere Form von "angepatzt-sein" unangenehm. Auch ein Spinatfleck auf der Bluse bei einem Meeting wäre eine nicht-lustiges Ereignis - aber da hängt mehr dran. Ob es uns je gelingen wird, auf diese "peinlichste Vorstellung von allen" gelassen zu reagieren, wenn es wieder passieren sollte?

Das Schämen für einen sichtbar gewordenen biologischen Vorgang, dem alle fruchtbaren Frauen unterliegen  hat viel mehr Dimensionen. Dessen sind wir uns in diesem unwiderbringlichen Moment bewusst und beschließen die kurze Pause mit einem irgendwie befreiteren Gefühl.

Drei Monate später endet das Doula-Training und die Frauen überraschen mich mit einem sehr besonderen Geschenk.....diesem Bild. Blut auf weißen Hosen. 7 mal Menstruation und eine frühe Fehlgeburt.

Für die unvoreingenommenen Betrachter mag es ein "Muss-das-denn-sein?"-Bild sein. Für mich ist es kostbarer als Gold. Es erinnert mich an die Magie der schallend lachenden Schwesternschaft, gemeinsames Wachstum durch hinter-uns-lassen von weiblichen Tabus , die es nicht verdient haben, uns den Tag zu versauen. Ja, die Hose ist schmutzig (und es wird hart sein, die Flecken wieder raus zu kriegen.) Aber wir Frauen sind es nicht. Es ist genau dieses Blut, dass uns monatlich an unser Potential erinnert, Leben zu geben. Ob wir das feiern oder nicht bleibt jeder selbst überlassen. Doch das Schämen dürfen wir hinter uns lassen!